Juris & seine Freunde

Juris Kopf_gedreht Juris ist ein kluger und belesener Junge. Wenn er gross ist, möchte er Advokat werden, wie seine Mama. Er verbringt viel Zeit in der Bibliothek. Sein Lieblingsbuch ist das Zivilgesetzbuch, das ZGB. Besonders die Kinderrechte interessieren Juris, denn dabei geht es schliesslich um ihn selbst und seine Freunde. Diesen hilft er gerne, wenn sie Fragen haben und mag es, wenn er sie an seiner Begeisterung für das Recht teilhaben lassen kann. Seine Freunde nennen ihn deshalb auch «der kleine Advokat».
Nina Kopf_gross Nina mag Juris sehr und findet es toll, dass er so viel weiss. Ihre Eltern leben getrennt und waren nie verheiratet. Da sie sich nicht immer einigen können, hat Nina einen Beistand, Herr Sommer, der schaut, dass es Nina gut geht und ihre Eltern wenn nötig unterstützt. So klappt das mittlerweile alles ganz gut.
Leo Kopf_schmal Leo ist ein Schulfreund von Juris und geht mit Nina in dieselbe Klasse. Er macht grade eine schwierige Zeit durch, da seine Eltern sich scheiden lassen und sich dauernd um ihn streiten. Er fragt Juris um Rat, da er es nicht mag, dass alle nur über ihn reden und niemand mit ihm.
Nina Kopf_schmal Eva war in der selben Schule wie Juris, Leo und Nina. Sie hatte öfters blaue Flecken und brauchte deshalb Hilfe. Warum es für sie eine gute Lösung war, mit ihren Eltern näher zum Arbeitsort ihres Papas zu ziehen, erfährst du in der Geschichte.

Juris, Nina und Leo im Gespräch mit den Autoren

 

Nina: Wie kamt Ihr auf die Idee für «Der kleine Advokat»

Monika: Die Idee hatte ich schon ganz lange.

Patrick: Ich glaube es war meine Idee.

Monika: Egal, es war unsere Idee und es ist schon so lange her, dass wir gar nicht mehr so genau wissen, wie es dazu kam. Aber ich weiss noch, dass für uns Kinderrechte immer ein wichtiges Thema waren und wir fanden, dass es nicht fair ist, dass so viel über Kinder und ihre Rechte gesprochen wird, die Kinder dabei aber viel zu wenig einbezogen werden.

Patrick: Es gibt schon Bücher über Kinderrechte, aber die sind meist sehr abstrakt. Wir wollten den Kindern in der Schweiz juristisch korrekt aber verständlich erklären, was ihre Rechte sind. Gerade wenn Eltern sich trennen, scheiden lassen oder es um ein Kindesschutzverfahren geht, geht es zwar um die Kinder, aber es ist wird oft mehr über sie als mit ihnen geredet. Wir möchten diesen Kindern mit unserem Buch helfen, sich in so einer Situation besser zurecht zu finden.

Juris: Aber ihr erklärt die Kinderrechte ja gar nicht, das mache ich!

Monika: Stimmt, Juris. Wir fanden, dass du das viel noch besser kannst als wir.

Patrick: Wobei uns wichtig war, dass juristisch alles präzise und korrekt ist.

Monika: Das war ein hartes Stück Arbeit, diese doch sehr komplizierten Dinge so erklären, dass sie einfach und verständlich sind.

Nina: Also ich habe nun alles verstanden…

Patrick: Das freut mich!

Monika: Es ist sicher so, dass kleinere Kinder beim ersten Mal vielleicht noch nicht ganz alles verstehen und noch etwas Hilfe von Erwachsenen brauchen. Aber ältere Kinder können das Buch sicher schon allein lesen und dann gibt es noch ein Glossar, das die Fachbegriffe erklärt.

Juris: Da kann man etwas lernen. Das ist gut!

Nina: Ich finde das auch gut. Gab es sonst noch Dinge, die besonders schwierig waren?

Monika: Ja. Es war uns wichtig, niemanden zu verurteilen.

Patrick: Wenn ein Kind in ein Verfahren verwickelt ist, heisst das meist, dass etwas nicht so gut gelaufen ist. Beispielsweise dass sich die Eltern nicht einigen können oder gar streiten, krank sind oder sonst nicht in der Lage, so für das Kind zu sorgen, wie es nötig wäre. Das ist leider so. Wir wollten aber auf keinen Fall sagen, der oder die hat etwas falsch gemacht. Darum geht es nicht. Es geht vielmehr darum, die Situationen, wie sie in der Realität vorkommen aufzunehmen und daran zu erklären, was das für die Kinder heisst und welche Rechte sie haben. Ohne das zu werten.

Monika: Ich hoffe, das kommt auch so an.

Juris: Also bei mir schon. Fakten sind Fakten.

Monika: Bei solchen Themen kommen halt auch viele Emotionen ins Spiel…

Patrick: Eine weitere Herausforderung war, beiden Geschlechtern gerecht zu werden, also Männern und Frauen. Jedes Mal beide Formen zu brauchen, also Anwältinnen und Anwälte, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Psychologinnen und Psychologen, Richterinnen und Richter hätte ewig gedauert.

Monika: Und wäre auch nicht mehr lesbar.

Patrick: Wir haben deshalb versucht, jeweils eine Form zu wählen und abzuwechseln, aber so, dass es am Ende ausgewogen ist.

Leo: Also wir Kinder sind ausgewogen, zwei Mädchen und zwei Jungs. Wobei wir Jungs natürlich viel stärker sind.

Nina: Willst du es ausprobieren?

Leo: Ähhhhhhhhmm.

Nina: Hat es deshalb so lange gedauert, bis ihr mit dem Buch fertig wart?

Leo: Waren es wirklich über 10 Jahre? Das ist ja ewig.

Monika: Ja, so kam es mir auch vor. Aber es hat nicht nur deshalb so lange gedauert.

Patrick: Es brauchte ein paar Umzüge, bis alles zusammen gepasst hat.

Leo: Wie meinst Du das?

Monika: Angefangen haben wir in Glarus. Da haben wir vier Jahre lang gewohnt. Ich habe mal begonnen zu schreiben und dann haben wir uns den Text hin und her gegeben. Aber Patrick hatte immer so viel anderes zu tun, dass ich manchmal fast ein Jahr warten musste, bis er einen Textvorschlag gelesen hatte und mir mit seinen Verbesserungen wieder zurückgab. Da hätte ich ein paarmal fast aufgegeben.

Patrick: Ach, so schlimm war das nicht. Gute Dinge brauchen halt ihre Zeit. Der Text musste gedeihen. Wir hatten dann die Idee, einen Maler für die Bilder zu suchen. Den fanden wir dann aber erst, als wir nach Bern umgezogen waren.

Monika: Ja, Adrian hat ganz tolle Bilder gemalt und Juris und seine Freunde zum Leben erweckt.

Nina. Also ich finde, dass Juris im wahren Leben noch viel besser aussieht.

Leo: Und ich etwa nicht?

Monika: Ihr seht alle perfekt aus. Wir haben ja schon viel Zeit miteinander verbracht und ich finde, dass ihr alle grossartige Kinder seid.

Patrick: Finde ich auch. Juris versteht schon jetzt fast so viel von Recht wie ich…

Nina: Und was habt ihr gemacht, als ihr die Bilder hattet?

Monika: Dann haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir das Büchlein herausbringen könnten. Schliesslich wollten wir, dass es möglichst viele Kinder erhalten und lesen können. Wir brauchten jemand, der es druckt und für uns verteilt und verkauft. Das alles kostet aber sehr viel Geld, also brauchten wir auch da Unterstützung.

Patrick: Zu diesem Zeitpunkt sind wir nach Basel gezogen. Und da gibt es eine wundervolle Stiftung, die sich für Themen wie Kinder engagiert, die Christoph Merian Stiftung. Dieser haben wir unser Projekt vorgestellt und sie fanden die Idee so gut, dass sie uns finanziell unterstützt haben.

Monika: Und auch einen Verlag haben wir gefunden. Den Bäschlin Verlag kannten wir schon von Glarus her, denn der Bäschlin Buchladen lag direkt bei uns zuhause ums Eck. Wir haben uns riesig gefreut, dass auch der Verlag bereit war, mit uns zusammen zu arbeiten.

Leo: Das ist ja wie ein Puzzle…

Nina: …und am Ende passt alles zusammen.

Leo: Werdet ihr jetzt reich?

Monika: Schön wär’s. Aber nein, wir verdienen keinen Rappen an diesem Büchlein.

Patrick: Wir haben viel Zeit und auch etwas Geld investiert, weil uns das Thema wichtig ist. Aber es ist für uns eine reine Herzensangelegenheit.

Monika: Wir sind sehr glücklich, dass es nun rauskommt. Und wir wieder mehr Zeit für andere Dinge haben.

Patrick: Jetzt hoffen wir, dass möglichst viele Kinder das Büchlein von Behörden, Gerichten, der Schule, Eltern, Verwandten oder Bekannten geschenkt bekommen und es ihnen hilft, wenn sie mehr über den Kindesschutz oder Kinderrechte bei einer Trennung oder Scheidung erfahren möchten.

Juris: Aber dann habe ich ja, wenn ich einmal Anwalt bin, gar nichts mehr zu tun.

Nina: Wäre das nicht grossartig?

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